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Generation Z:

Die Herausforderungen ernsthaft annehmen

„Wenn die Jungen nachkommen, knirscht es halt immer etwas im Gebälk“, weiß der Referent für Bildungspolitik beim VDMA, Stefan Grötzschel, aus seiner Arbeit zu berichten. Nicht nur in der Maschinenbaubranche herrscht derzeit ein stark vorhandenes Bedürfnis nach Unterstützung und Klärung offener Fragen rund um die aktuelle junge Generation vor. Insgesamt vier hochrangige Expertinnen und Experten beleuchten im Folgenden das viele umtreibende Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

„Wir haben momentan das Privileg, in einem Arbeitnehmermarkt zu sein. Die Generation Z kann daher ihre individuellen Bedürfnisse eher äußern und einfordern, als es frühere Generationen konnten,“ sagt die bekannte Vertreterin der „Generation Z, Selina Schröter. Vor diesem Hintergrund werden Erwartungen an die Arbeitgeberseite klar kommuniziert. Dazu zählt u.a., dass sich sehr viele junge Menschen intensiv mit ihrer Zukunft beschäftigen und über einen klassischen 8-Stunden-Job hinaus ihre Perspektive in der Weiterbildung sehen – das heißt, auch zu schauen, was bietet ein Unternehmen über die Ausbildung oder das duale Studium hinaus an, um sich persönlich und auch fachlich weiterentwickeln zu können.

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Foto: Deguma

Mit  „New Work“ junge Menschen begeistern.

Die junge Generation stellt sich oftmals folgende Fragen: „Wie reagiert ein Unternehmen auf aktuelle Trends und Entwicklungen? Ist es für die schnelllebige Zeit von heute überhaupt gewappnet? Probieren sie auch mal etwas aus oder halten sie nur an traditionellen Produkten und Arbeitsweisen fest, die im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung schon bald überholt sein werden?“, sagt Schröter. Die junge Frau weiß aus ihrer Tätigkeit bei Siemens und Leucht One, einem Start-up im Bereich Betreiben und Gestalten von Arbeitsflächen, genau, wo die Konflikte zwischen der Arbeitgeber- perspektive und der Sichtweise der jungen Menschen heute liegen. Die Generation Z wolle einfach mehr darüber verstehen, wie ein Unternehmen arbeitet, und nicht nur, was es produziert. In diesem Zusammenhang werde auch die Unternehmenskultur immer wichtiger: Wie arbeiten die Menschen konkret zusammen? Wie ist die interne Kommunikation aufgebaut? Wie kann man sich einbringen und seinen persönlichen Beitrag leisten? Werde ich überhaupt ernst genommen? usw.

„Nicht zu viele pauschalisierte Aussagen treffen“

Die Referentin gibt auch zu bedenken, möglichst nicht zu viele pauschalisierte Aussagen über die vermeintliche „Generation Z“ zu treffen. Schröter: „Wir alle sind Individuen mit unterschiedlicher Individualisierung, verschiedenen Hintergründen und Interessen. All das wirkt sich natürlich auch in unseren Lebensweisen und Vorstellungen von Arbeit und Leben aus.“ Aufgrund der vereinenden äußeren Umstände, in denen alle zusammen groß geworden sind, sei es aber trotzdem wichtig, die in etwa zwischen 1997 und 2012 Geborenen als Generation zu betrachten. Schröter: Wir sind z. B. die Ersten, die in eine weitgehend digitalisierte Welt hineingeboren wurden. Natürlich hat auch das einen Einfluss auf unser Verständnis von Leben und Arbeit und stellt infolgedessen auch Ansprüche an unsere Arbeitgeber, die es zu beachten gilt.“

„Ich denke nicht, dass wir mit der Arbeitshaltung der jungen Menschen ein Problem haben“, begegnet der Vertreter des Traditionsunternehmens Schütte, Carl Martin Welcker, einem zentralen Vorurteil, das sich um dies sog. GenerationZ. rankt. An erster Stelle in der Diskussion um den derzeitigen Fachkräftemangel steht aus Sicht des gestandenen Unternehmers die Ausbildungs- und Bildungsfrage. „Wir führen zu wenige junge Menschen an die MINT-Berufe heran. Das geht schon in den Grundschulen los und setzt sich dann in den weiterführenden Schulen fort“, analysiert der Unternehmer. Naturwissenschaftliche Fächer wie Mathe, Physik, Chemie usw. stehen bei der jüngeren Generation nicht mehr sonderlich hoch im Kurs. Und an den Universitäten sehen wir heute einerseits einen fast schon unheimlichen „Run“ auf Fächer wie Sozial- wissenschaften und Psychologie und auf der anderen Seite ein stetiges Abschmelzen der Studierendenzahlen in den technischen Fächern. Welcker: „Das führt am Ende dazu, dass wir die Fachkräfte, die wir dringend brauchen, nicht mehr in ausreichender Anzahl finden. Darin, und nicht in der Einstellung der jungen Menschen zur Arbeit, besteht in puncto Fachkräftenachwuchs aus meiner Sicht eindeutig das größere Dilemma für die Industrie.“

„Auch die Generation Z wird sich zukünftig mehr anstrengen müssen

Was bedeutet das nun für die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes?“ „Wenn man von den 1990er Jahren ausgeht, blicken wir bis etwa 2015 auf eine lang anhaltende Periode des ultimativen Wohlstandes und der Versorgungssicherheit zurück“, resümiert Welcker. Die Jüngeren sind letztendlich mit der Idee aufgewachsen: „Der Strom kommt aus der Steckdose.“ Das waren ganz andere Bedingungen, als sie die von Mangel geprägte Nachkriegsgeneration oder die „aufmüpfige“ Generation mit der Frauen- und Studierendenbewegung vorfanden, die ihre Grundrechte einforderte.

Und genau diese selbstverständliche Vollversorgung wird aus Sicht des Referenten des Werkzeugmaschinenherstellers in den kommenden 20 bis 30 Jahren so nicht fortführbar sein: „Das wird zwangsläufig dazu führen, dass sich auch die Vertreter der Generation Z mehr anstrengen werden müssen, als sie sich das vielleicht ursprünglich mal gedacht haben. Die Erkenntnis wird wachsen, dass wer sich einen gewissen Wohlstand erhalten will, eben doch mehr arbeiten muss“, sagt der Unternehmer. Für den Arbeitsmarkt bedeute das, dass ein weiteres Abschmelzen der Arbeitszeiten nur in wenigen Berufsfeldern sinnvoll und möglich sei. Welcker: „In manchen Feldern werden wir weiter automatisieren, in anderen mit KI enorme Fortschritte erzielen. Es wird aber auch große Bereiche geben, in denen wir mehr arbeiten müssen, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen.“

„Den Menschen in den Mittelpunkt stellen

Unter dem Etikett „New Work“ geht die thüringische Deguma-Schütz GmbH neue innovative Wege und kommt damit offenbar insbesondere bei der jungen Generation gut an. „Wir haben bei uns im Unternehmen sehr progressive, moderne Formen der Zusammenarbeit entwickelt und ausprobiert. Damit sind wir im Maschinenbau Vorreiter”, sagt die geschäftsführende Gesellschafterin des Familienunternehmens, Viktoria Schütz. Mit „New Work“-Themen fördert Deguma in der Belegschaft eigenverantwortliches Handeln. Viel beachtet hat das mittelständische Machinenbaununternehmen für alle Beschäftigte die Viertagewoche  eingeführt. Schütz: „ Last, but not least haben wir im Maschinenbau mittlerweile einen Frauenanteil von fast 50 Prozent erreicht. Wir zeigen in der Praxis, dass der Maschinenbau nicht zwangsläufig männlich und verstaubt sein muss”.

Mit ihren „New Wor“-Themen treffen die Thüringer offenbar den Nerv der Generation Z. Die Geschäftsführerin bekräftigt, dass Deguma dabei aus tiefster Überzeugung handelt. Schütz: „Wir verfolgen unsere Konzepte aber nicht primär für sie, sondern tun das in erster Linie für uns selbst: Wir sind fest davon überzeugt, dass es richtig ist, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Beides passt eben gut zusammen.“

Alles in allem erscheint doch vieles von dem, was sich an Studien und Vorurteilen um die Generation Z rankt, nicht so heiß gegessen zu werden, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Die befragten Expertinnen und Referenten jedenfalls zeigen sich doch „sehr zuversichtlich“, dass die Generation Z guten willens ist und dazu in der Lage sein wird, die aktuellen Herausforderungen ernsthaft anzunehmen.

Veröffentlicht in: „Produktion“

© Harald Lutz 2024
 


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