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Cloud Computing:

Vom Hype in der Realität angekommen

Das derzeitige Top-Thema der Branche – Cloud Computing – ist dabei, sich zu einer etablierten Größe in der IT-Landschaft zu entwickeln. Trotz anfänglich verbreiteter Skepsis, wächst auch in Deutschland das Vertrauen der Anwender stetig weiter an, IT als Dienstleistung aus dem weltweiten Datennetz zu beziehen. Parallel dazu sei der entfachte Hype mittlerweile einer „Realität“ mit einem „konkreten Vorgehen“ gewichen.

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Foto: Verizon

Bei Anwendern immer beliebter: IT als Dienstleistung
aus dem weltweiten Datennetz.

„Die Unternehmen sind heute vielfach beim Thema Cloud Computing angekommen“, sagt Rüdiger Spies, Analyst bei IDC. Die meisten Hersteller hätten ihre Hausaufgaben gemacht. Auch – historisch bedingt – proprietäre Software-Hersteller würden sich in Richtung Applikationen aus der Wolke öffnen. Darüber hinaus drängen eine ganze Reihe von Start-up-Companies in den stetig wachsenden Markt. In der Beliebtheitsskala ganz weit vorne liegen Geschäftsanwendungen wie CRM-Systeme, E-Mail- und Office-Anwendungen. Aber auch erste ERP-Systeme für den Mittelstand werden von den Softwarehäusern mittlerweile on Demand feilgeboten.

Unterschiedliche Definitionen von Cloud Computing im Umlauf

In der Diskussion erschweren allerdings unterschiedliche, parallel existierende Definitionen und Konzepte die Verständigung. Speziell für den Business-Bereich definiert Spies den in der Praxis nach wie vor schillernden Begriff wie folgt: „Verbraucher- und Geschäftsprodukte, um Dienstleistungen und Lösungen über das Internet in Echtzeit zu liefern und zu konsumierten.“ Eine zentrale Bedeutung kommt den verteilten (Shared) Services unter einem virtualisierten Management und dem Zugriff der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Internet-Standards wie das IP-Protokoll zu. Wichtige Teilkomponenten eines Cloud-Konzepts sind Applikationen, Software as a Service (SaaS), Cloud-Plattform, Infrastruktur, Speicher und Server. „Das Thema Cloud Computing wird einen grundlegenden Wandel in der Industrie mit sich bringen“, prognostiziert der Branchenprofi für die Zukunft. Auch eine Marktverschiebung unter den klassischen IT-Anbietern sei zu erwarten. Den größten Hemmschuh bei der weiteren zügigen Einführung des Internet-basierten Computings in Deutschland bildeten weit verbreitete Sicherheitsbedenken wie die Frage nach dem Speicherort der Daten.

Nichtsdestotrotz arbeiten innovative IT-Unternehmen wie IBM, CA Technologies, Microsoft, SAP und auch Anbieter aus dem Umfeld der Netzbetreiber und Carrier wie AT&T, Orange Business Service und Verizon Business unter Hochdruck an der weiteren Umsetzung der großen Vision sowie neuer Produkte und Services in diesem komplexen Umfeld.

Branchenkenner gehen für die Zukunft von einem Hybrid-Modell aus

„Immer mehr Unternehmen sehen Cloud Computing als eine Option an, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und gleichzeitig etwas weg von der hauseigenen IT und hin zu einem mehr Service-orientierten Prinzip zu kommen“, sagt Frank Mihm-Gebauer, Pressesprecher Anwendungssoftware bei Microsoft Deutschland. Trotz der zunehmenden Attraktivität, Dienste an- und abzubestellen, wie man sie benötigt, und nach tatsächlichem Nutzen abzurechnen, geht Microsoft für die weitere Zukunft von einem Hybrid-Modell aus. Mihm-Gebauer: „Unternehmen werden noch sehr lange auch mit lokal installierter Software arbeiten und parallel dazu zusätzliche Dienste aus dem Internet beziehen.“

Standard-Kommunikationslösungen und die Office-Produkte können bereits heute komplett als Dienste über das Internet bezogen werden. Bei den Geschäftsanwendungen sieht Microsoft sich beim Customer Relationship Management (CRM) neben Pionieren wie Salesforce.com sehr weit vorne aufgestellt. Bei hoch komplexen Geschäftsanwendungen dagegen wie beispielsweise den ERP-Systemen zeigt sich der Pressesprecher Anwendungssoftware allerdings noch zurückhaltend. Diese umfassenden Software-Standardpakete müssten in der Praxis jeweils sehr stark individuell angepasst werden. „Vor diesem Hintergrund können große ERP-Systeme, im Gegensatz zu Peripheriesystemen wie einer Finanzbuchhaltung, absehbar wohl nicht komplett durch Cloud-Services ersetzt werden“, betont Mihm-Gebauer.

Neue Art der Informationsverarbeitung als Service und Konsumgut

„Cloud Computing wird den Markt in Zukunft drastisch verändern“, meint auch Michael Lietmann, Solution Architekt IT bei Verizon Business. Das ursprünglich primär als Netzbetreiber tätige Unternehmen weitete sein Geschäftsmodell über eine Technologiepartnerschaft mit Hewlett Packard in Richtung diverser Cloud-Services aus.

Entscheidende Innovationen sieht der IT-Spezialist vor allem in einer neuen Art der Informationsverarbeitung als Konsumgut sowie bei offenen und schnellen Entwicklungsansätzen für leicht anpassbare Lösungen. Alle Anwenderanforderungen wie in einer Individualentwicklung oder in einem individuell angepassten Standard zu nahezu 100 Prozent erfüllen zu können sei bei Cloud-Computing-Services allerdings nicht mehr möglich, erläutert der Solution Architekt IT auch die Kehrseite dieser Entwicklung. Im Rahmen des Cloud-Konzepts würden von der Industrie Lösungen realisiert, die maximal bis zu 90 Prozent eines heutigen Standards abdecken. Lietmann: „Damit aber wird die Flexibilität deutlich erhöht und der Dynamik des Marktes Rechnung getragen.“
 

Stark steigende Ausgaben für  Cloud-Software-Services prognostiziert

Die Marktbeobachter von IDC gehen davon aus, dass die Ausgaben für Cloud-Software- Services wie Cloud-Applications, Cloud-Platform und Cloud-Infrastructure in Deutschland zwischen 2009 und 2014 jährlich durchschnittlich um 41 Prozent, von 245 Mio. Euro auf 1.380 Mio. Euro, wachsen werden. Damit liegt Deutschland, das Wachstum betreffend, leicht über dem westeuropäischen Durchschnitt von 39 Prozent.

81 Prozent der in einer aktuellen Studie mit dem Titel „Vernetztes Arbeiten in Wirtschaft und Gesellschaft“ der Universität München befragten Manager in der deutschen Industrie erwarten, dass Cloud Computing letztlich der zukünftige Standard werden und sich vollständig am Markt etablieren wird. Gut 50 Prozent der von Prof. Dr. Tobias Kretschmer und seinen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern interviewten Personen gehen davon aus, dass in den nächsten zwei bis fünf Jahren Cloud Computing beim Abruf von IT-Diensten zum Einsatz kommen wird. Nur vier Prozent rechnen damit, dass sich das Thema in Deutschland nicht durchsetzen wird. 77 Prozent derjenigen, die schon heute entsprechende Technologien einsetzen, befürchten allerdings, dass sie für Cloud Computing mehr Geld ausgeben werden, als ursprünglich geplant. Als Treiber dieser Entwicklung benennen die Manager vor allem den heute geforderten mobilen Zugriff auf die Unternehmensentwicklung. / H.L.

Veröffentlichungen in: „Produktion“, „manage it“, „VDI-Nachrichten“, „Business + Logistic“ und „Deutsche Logistik-Zeitung (DVZ)“

© Harald Lutz 2011
 


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