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.... Fortsetzung des Artikels zu SAP EWM

SAP-Standard und individuelle Add-On-Entwicklungen

Die vollständige Abbildung und Realisierung aller spezifischen Bechtle-Anforderungen an das neue IT-System im zentralen Auslieferungslager erfolgte überwiegend im SAP-Standard durch Konfigurationseinstellungen im sogenannten Customizing. Ganz ohne individuelle Add-On-Entwicklungen, die über Business-Add-Ins (BAdIS) an SAP EWM andocken können, kommt aber auch das Lager in Neckarsulm nicht aus. Kratz: „Wir wollen unsere SAP-Logistiklösung so einsetzen, dass wir auch zukünftige individuelle Kundenanforder- ungen realisieren können. Das war in der Vergangenheit bei uns nur manuell möglich.“ Beispielsweise wurden die Packarbeitsplätze haargenau auf das Geschäft bei Bechtle ausgelegt. Bossert erläutert. „Ein Paket wird zweimal gescannt, inklusive Seriennummer. Alle anderen Dinge sind dafür ausgeschaltet.“ Den vorhandenen Standard über eine optimierte Oberfläche effektiver zu machen, ändere aber am reifen Grundkonzept von SAP EWM überhaupt nichts.

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Direktanbindung an die neue Fördertechnik.

Eine weitere IT-Herausforderung bestand darin, dass das Projektteam auf keine vorhandenen logistischen Stammdaten zurückgreifen konnte. Lediglich Vertriebsdaten standen zur Verfügung, aber keine, die dem Lager weitergeholfen hätten. Kratz: „Vor diesem Hintergrund haben wir entschieden, möglichst jeden Prozess weitestgehend zu befähigen, dass dieser auch weiterhin ohne logistische Materialstammdaten funktioniert.“

„Der Übergang von einer analogen in die digitale Welt fiel den Mitarbeitern leicht“

„Lagerneuorganisation und technische Innovation – schön und gut. Wenn aber die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mitziehen, haben Sie bei einem solchen Projekt ein Riesenproblem“, lenkt der Leiter des Lagererweiterungsprojekts das Augenmerk auf den menschlichen Faktor. Gut 50 Prozent des gesamten Projekterfolges hängen seiner Erfahrung nach von den eigenen Leuten ab. Dank der Strategie eines sukzessiven Übergangs inklusive eines umfassenden Test-Managements und permanenter, offener Kommunikation auf allen Ebenen war trotz anfänglicher Bedenken beim Produktivstart dann die Akzeptanz für die neue digitale Lagerwelt voll gegeben. Kratz verdeutlicht: „Die Mitarbeiter in der Kommissionierung konnten zunächst noch zwischen Lieferschein oder mobilem Endgerät entscheiden. Fast alle wollten von Anfang an mit dem neuen Datenfunk arbeiten.“ Hilfreich habe sich bei der Umstellung auf die neue Lagerorganisation vor allem auch die  Anwendungsmanagement-Lösung SAP Solution Manager erwiesen. Über 800 Tests der verschiedenen Prozesse, die das zentrale Auslieferungslager mit Schnittstellen zu anderen Bechtle-Abteilungen aufweist, wurden zur Vorbereitung auf die verschiedenen Go-Lives mit dem „Solution Manager“ absolviert. Kratz: „Bei diesen ‚virtuellen Trocken- übungen‘ haben wir gleichzeitig Arbeitsanweisungen nach ISO-Norm erstellt, die dann zur Basis der Mitarbeiterschulung im operativen Bereich wurden.“

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Fotos: Bechtle

Das Lager-Team feiert den Projektabschluss.

Der Bechtle Projektleiter Klaus Kratz ist sich sicher: „Erst durch die Implementierung von SAP EWM haben wir die Voraussetzung geschaffen, unsere ambitionierten Unternehmens- ziele im Rahmen der Vision 2020 erreichen zu können.“ Das zentrale Auslieferungslager Neckarsulm sei, insbesondere im Kleinteilebereich, seit den sukzessiv durchgeführten Go-Live-Schritten bereits deutlich produktiver geworden. Kratz’ Resümee: „Ein neues LVS ohne Stammdatenpflege, mit geringem Customizing und individueller Programmierung in extrem kurzer Zeit einzuführen und parallel dazu das Risiko zu minimieren – all das zeichnet unser Lagererweiterungsprojekt von der IT-Seite her besonders aus.“ Als nächster Schritt soll in Neckarsulm noch die Auswertung neu gewonnener Logistikdaten über „Business Intelligence“ angegangen werden.
 

Zahlen, Daten und Fakten

Im Zuge ihrer Vision 2020 hat sich die Bechtle AG gegen Jahresende 2010 dafür ausge- sprochen, ihr zentrales Auslieferungslager am Firmensitz Neckarsulm zu erweitern und neu zu gestalten. Im Januar 2011 fiel die Entscheidung, erstmalig mit SAP EWM, Release-Stand 7.0, im Rahmen von SAP Supply Chain Management (SAP SCM) ein separates Lagerverwaltungssystem einzuführen, das die verwendete Komponente SAP ERP Central Component (SAP ECC), Releasestand 6.0, für den operativen Lagerbetrieb ergänzt. Als hilfreich erwies sich in der umfangreichen Testphase auch die Software SAP Solution Manager. Die Komponente SAP NetWeaver Business Warehouse soll über vertikale Integration in Neckarsulm schon bald die Auswertung spezifischer Lagerdaten zur Planung und Prognose unterstützen.

Projektstart für die SAP-EWM-Einführung war Anfang Februar 2011. Nach einer ersten ausgiebigen Testphase und Simulation im Juni erfolgte ein Go-Live erster realisierter Projektteile bereits im August. Ein weiterer Meilenstein folgte Ende November. Damit waren alle Großteile des Lagers in SAP EWM abgebildet. Im März 2012 folgte in einem sogenann- ten „Big Bang“ der Kleinteilebereich. Damit waren etwa 80 Prozent der SAP-EWM-Einführung im Rahmen der Lagererweiterung in Neckarsulm sehr zügig realisiert. Der Projektabschluss für alle operativen Prozesse konnte noch vor dem Herbst 2012 gefeiert werden. / H.L.

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Interview mit Ralf Schränkler (SAP)
(PDF-Download)

Veröffentlicht in: „Logistik für Unternehmen“

© Harald Lutz 2012
 


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